Stau- und Umleitungsbedingt waren wir gerade noch rechtzeitig zum Beginn des dies-jährigen Castle Rocks am Schloss Broich. Zum nun mehr 8ten Male öffnete dieses seine Pforten um dem schwarzen Schwarm Einlass zu gewähren. Auch in diesem Jahr gingen wieder alle Eintrittskarten weg wie warme Semmel, hier hat jemand etwas verdammt richtig gemacht kann man da nur sagen. Schon gegen 13 Uhr als wir ankamen war der Innenhof sehr gut gefüllt und es wurden stetig mehr.
Mit leichter Verspätung eröffneten The Pussybats das Castle Rock und forderten sogleich dass sich alle aus-ziehen, schließlich sei ja nicht so viel Zeit. Anscheinend hatte aber niemand so wirklich Lust anzufangen, ob es wohl am doch eher bewölkten Himmel lag? Wohl eher nicht ;-) Immer mal wieder flogen gefüllte Becher und Flaschen in die Zuschauer was diese wohl nicht ganz so spaßig fanden, zumindest nicht jene die sich in der Flugbahn befanden. Neben Wasser wurde auch Kunstblut herumgespuckt bzw eher gesabbert, lecker. Zum Schluß verteilten sie noch Buttons und Flyer. Insgesamt fanden wir den Auftritt ein klein wenig zu überladen und überdreht, vielleicht sollte man nicht gleich ganz in die Vollen gehen wenn man noch recht unbekannt ist, aber das ist ja Geschmackssache…
Auf die Metallaspürhunde freuten wir uns schon sehr, nach einem lautem Gruppenschrei im Backstage stürmten die Schweizer nach vorn und hatten von Anfang an die Menge im Griff. Daran konnte auch der etwas zickige Beat aus der Konserve nichts ändern, mit Witz wurden die kleinen Problem-chen gekonnt überspielt. Sänger Michel machte Ausflüge in die Menge und verteilte bei „Obszöne Neue Welt“ falsche Geldscheine, die restlichen warf er in die Luft wo sie von vielen Händen erwartet wurden. Aber auch die anderen Hunde machten auf der Bühne einen gut gelaunten Eindruck, wieder mal ein klasse Auftritt. „So muss das sein!“ Schade dass keine Zugabe mehr drin war. „Die Zeit, die Zeit“, entschuldigte sich Michel bei den enttäuschten Zuschauern.
Neugierig waren wir bei der nächsten Band die sich Coppelius nennt und ein lustiger Haufen zu sein schien. Unsere Vermutungen bewahrheiteten sich, es machte einfach Spaß der Truppe zu-zusehen und natürlich zuzuhören! Mit ihren verstaubten Gehröcken wirkten sie wie einem früheren Jahrhundert entsprungen. Mit im Schlepptau der feinen Herren: ein Butler der für Ordnung sorgte wenn mal wieder die Zylinder herumflogen und der ganz nebenbei noch mitsang. Stimmungs-technisch ging es bei Band wie Zuschauern gut zu, kein Wunder bei der Show. Sehr passend gabs zum Schluß keine Zugabe- sondern Da Capo-Rufe die erfreulicherweise erhört wurden, hierbei verteilte der Butler noch einige Gläschen Sekt an die erste Reihe. (Anmerkung am Rande: Wenn man es wörtlich nimmt wurde der „Da capo“ Ruf nicht erhört, da dies bedeuten würde ganz von vorne zu beginnen ;-)
Bevor die nächste Band an der Reihe war begrüßten Michael Bohnes und Dagmar Mühlenfeld (die uns liebevoll eine „bunte Menge“ nannte) die Besucher und luden zur anschließenden Aftershow Pary ein.
Mit dem bekannten Totenschädelstab und einem lauten „Castle Rock, are you ready?“ voran betraten nun Goth-minister den Schlosshof um das Programm wiederum in eine andere Bahn zu lenken. Wie immer mit schwarz, weißer Gesichtsbemalung legten sie einen Song nach den andere hin ohne müde zu werden. Anschei-nend hatten sie von der Menge einen anderen Eindruck, so meinte Bjørn Alexander Brem: „Are you tired? Can´t hear you!“. Als Antwort bekam er ein lautes Rufen, also müde schienen die Leute dann doch nicht zu sein.
Liv Kristine von den Leaves` Eyes fragte gleich zu Anfang nach den Händen, die sofort in die Höhe schossen. Ihr Mann Alexander war leider des öfteren schwer zu hören, was wohl eher am Mikro lag als an seinen gesanglichen Fähigkeiten. Es gab Lieder über die Wikinger und Liv Kristin lud die Zuschauer auf eine Reise in ihre Heimat ein. Opfer in Form von ausgerissenen Haaren waren auch an der Tagesordnung als sich Alexander in der Gitarre von Mathias verfing, dieser säuberte sein Instrument sogleich mit einem gespielt geekelten Gesichtsausdruck.
Nun wurde es Zeit für die Letzte Instanz alles zu geben, was sie dann auch taten obwohl das ein oder andere technische Problem auftrat: Muttis Stolz hatte gleich Pech mit seinem Bogen der sich langsam aber sicher verabschiedete, bis zum Schluss hielt er dennoch tapfer durch. Zwischendrin fiel Hollys Mikro komplett aus, nach einiger Zeit bekam Holly D. Mitleid und gab ihm seins, was zur Folge hatte das dieser erstmal nicht mitsingen konnte bis er sich ein neues organisierte. Davon ab war die Show wirklich gut, die letzte Instanz zog alle in ihren Bann und brachte den Innenhof von Schloß Broich zum brodeln. Aber auch für zart besaitete gab es Stücke wie „Wir sind allein“ bei denen man sich die Hand des Nachbarn schnappen sollte (ohne zu kucken wen man dort hielt), viele machten vor Ende des Liedes aber schlapp, naja kein Wunder wenn man die Arme so lange über den Kopf heben soll… „Rapunzel“ wurde fließend von „I was made for lovin you“ von Kiss abgelöst, Muttis Stolz hielt dabei große Pappschilder mit dem Text hoch, so dass alle mitsingen konnten, wobei den Text wohl jeder kennen sollte ;-) Die obligatorischen Zugabe wurden mit den Worten: „Wir haben eine gute und eine schlechte Nachricht, die gute wir dürfen noch und die schlechte nur einen Song.“ angekündigt. Es gab noch ein kleines Feuerwerk auf der Bühne und vorbei wars.
Der Headliner des Abends wurde von Tanzwut dargestellt die laut eigener Aussage auf Russentour seien, das erklärte auch zum Teil die neuen Kostüme. Songs die unter anderem gespielt wurden: „Im Labyrinth der Sinne“, „Seelenverkäufer“, „Lügner“ und „Im tiefen Gras“, welches angeblich von ihrer Zeit in der Pornobranche handelte. Der Teufel bestand darauf ein Lied ( „Bitte Bitte“) komplett zusammen zu singen „Vielleicht schaffen wir es ja.“. Der Song stammte ursprünglich von den Ärzten was wohl den riesigen Vorteil hatte das viele den Text kannten. Optisch machten die Leuchtgitarren bei der einsetzenden Dunkelheit einen schönen Eindruck, ebenso wie die Leuchttrumm-scheide die das Symbol von Tanzwut während der Zugabe formten. An dieser Stelle verabschiedete sich Tanzwut auf das sich alle wieder sehen auf dieser Flachen Scheibe.
Mal wieder war ein wunderbares Castle Rock Festival vorbei bei dem man viele schöne Erinnerungen an das gut durchdachte Programm nach Hause nehmen konnte. Wir freuen uns schon aus nächste Jahr, doch zunächst ist erstmal das Burgfolk angesagt welches auch schon eine Menge Spaß verspricht.
Eurer Black-Fascination-Team