Amphi Festival
25.+26.07.15
Lanxess Arena / Köln


Bericht: Cruiser Tino
Fotos: Black-Fascination

Freitag, 24.07.15

Das diesjährige Amphi Festival fand erstmals im Eventpark / der Lanxess Arena statt. Alle waren gespannt wie der Wechsel vom altbekannten Tanzbrunnen in die hochmoderne Halle aussehen und sich anfühlen würde. Doch schon seit mehreren Tagen war bekannt, dass ein mächtiges Sturmtief die Festivalpläne ins Schwanken bringen könnte.

Der Freitag war noch ein ganz normaler Julitag – mit Sonne und später ein bisschen Regen. Es fand wieder eine Schiffsfahrt zur Festival Eröffnung statt. Die Call the ships to port – Fähre musste kurzerhand aufgrund von Niedrigwasser von der anderen Rheinseite aus starten. Mit an Bord waren !distain als Opener, Agonoize (aufgrund der Schiffsbestimmungen mit einer blutleeren, aber nicht minder kraftvollen Show) und And One, die ein super Set mit vielen alten tollen Songs gespielt und dabei richtig Gas gegeben haben.
Eine große offizielle Pre-Amphi-Party fand auf 3 Floors im „Wartesaal im Zollhafen“ statt. Die Party war gut besucht und man hätte sich dreiteilen können um von den 3 Floors nichts zu verpassen, denn es liefen überall nur richtig gute Stücke aus allen Facetten der Szene.
Ob auf dem Schiff oder einer Party an Land: die Vorfreude auf das 11. Amphi und das erwartete tolle Line Up war überall zu spüren.

 

Samstag, 25.07.15

Sturm Zeljko fegte über das Land! Düstere Wolken bedeckten den Sommerhimmel, aufwendige Outfits und Frisuren wurden auf dem Weg zum Festivalgelände auf eine harte Probe gestellt. Bei Erreichen der Bändchenausgabe war schon klar das zunächst vorübergehend und dann auch komplett für den ganzen Tag der Außenbereich geschlossen werden würde. Zeltplatznutzer mussten sich um die Standfestigkeit ihrer Zelte kümmern.
Die Lanxess-Arena, welche das neue Herzstück des Festivals bildete, war für den ersten Tag der Hauptveranstaltungsort. Neben einer kleinen Händlermeile in einem Nebenhaus war das Festival nur auf die Arena konzentriert. Nun liefen die Besucher eng gedrängt im Kreis um die Halle in der die Bands auf der (einzigen) Hauptbühne spielten. Das geplante Programm wurde durch den Sturm entsprechend durcheinandergeweht.
So spielten nach einer sensationell kurzen Umbaupause nach The Crüxshadows die Kölner Jungs von [x] - Rx. Da die Crüxshadows mit ihrer schönen Bühnenshow und deren wirklich guter Songauswahl leider etwas überzogen, bekam [x] - Rx nur Zeit für ganze vier Songs. Besser als Nichts – denn auf der Außenbühne konnte ihr Auftritt nicht stattfinden - und der Veranstalter hat einen Gig im nächsten Jahr in dreifacher Länge auf der Hauptbühne versprochen (Ich merk mir das!!).
Im Anschluss brachten The Birthday Massacre aus Toronto die Halle gut in Stimmung. Die Jungs versorgten die Fans mit einem kräftigen Klangteppich aus elektronischen Beats mit einer schönen weiblichen Stimmfarbe von Frontfau Chibi.
Nach dem tollen Auftritt der Kanadier wurde die Bühne und der Fotografengraben mit Folie ausgelegt. Ja – heute konnte Chris von Agonoize wieder seine geliebte und gefürchtete Blutshow starten! Und ja: druckvolle Bässe und martialische Songs brachten die Halle zum Kochen – bis das Blut gefriert ;-)!
Dass nach dieser Elektro-Entladung plötzlich Goethes Erben auf der Bühne standen war ein echtes Kontrastprogramm. Die melancholischen Stücke waren aber sicher nicht nur etwas für Urgestein-Goth-Liebhaber. Applaus gab es jedenfalls viel!
Front 242 brachten ein straightes Programm auf die Bühne und gaben für die einen den genau passenden Ton, für andere fehlte jedoch der Zündfunke.
And One bildeten auch heute Abend die Headliner und schlossen den ersten stürmischen Tag in der neuen Halle mit einem Set aus vielen alten und aktuellen Stücken. Steve Naghavi war sportlich und flink auf der Bühne unterwegs (und die Bühne war groß und bot eine Menge Auslauf für das Energiebündel ;-) ) Der erste Abend in der Halle war äußerst gut besucht und wer noch nicht genug hatte oder vom kaum abgeflauten Sturm noch nicht weggeweht worden war, konnte noch bis in die frühen Morgenstunden das Tanzbein im Club schwingen.


Sonntag, 26.7.15

Am zweiten Festivaltag war das Wetter wieder versöhnlich: die Sonne zeigte sich und der Sturm war vorbei. Nun konnte sich die Veranstaltung so entfalten wie es ursprünglich geplant war. Die Green Stage und Orbit Stage konnten von den Bands genutzt werden, die Händler hatten ihre Stände geöffnet.
Ein aktualisiertes Tagesprogramm wurde ausgegeben und da gestern gut die Hälfte der Bands ausgefallen war, bekamen die einen oder anderen heute eine Gelegenheit zum Auftritt. So starteten SITD in der Main Stage bereits um 10:30 vor einer schon recht großen Zuhörerzahl. Sie konnten auch die gedrückte Stimmung wegen des gestern verregneten und zusammengeschrumpften Festivaltages gut aufhellen. Ab hier fand das Programm auf der Hauptbühne wie geplant statt.
Auf der Green Stage startete eine Stunde vor dem geplanten Ablauf Diorama. Die zur Bühne hin abschüssige Rasenfläche bot vielen Zuschauern Platz und gute Sichtmöglichkeiten. Hier wurde die Festivalatmosphäre auch wieder deutlich gehoben, da man im Freien bei Beschallung von der Bühne im Gras sitzen konnte, sich an Ständen umsehen und beim Vorbeilaufen viele schöne Outfits sah. Auch hier lief nun das ursprünglich geplante Programm mit der vielseitigen Mischung von mittelalterlichen Klängen von Qntal bis elektronischen und experimentellen Beats von Welle:Erdball ab.
Die für dieses Festival geplanten Lesungen fanden komplett nicht statt. Dafür konnten auf der Orbit Stage einige Bands ihr am Vortag ausgefallenes Konzert nachholen. Auch Sonja Kraushofer, die letztes Jahr schon auf der sonntäglichen Rhein-Schiffsfahrt gesungen hatte, gab mit ihrer Band ein schönes Konzert auf der kleinen, doch gut besuchten Bühne.
In der Arena Stage spielten nach einer Comedy- Aufführung von Der Tod die harten Elektroheads von Combichrist. Zunächst zeigte Andy LaPlegua, dass er durchaus eine Gesangsstimme hat, bevor die Musik auf einen Schlag rockiger und gitarrenlastiger wurde. Leider waren erst die letzten beiden Lieder aus dem guten alten Elektro-Repertoire, was Combichrist eigentlich ausmacht. Anschließend zeigten Oomph! das sie durchaus Erfahrung auf großen Bühnen haben und große Zuschauerzahlen in Bewegung versetzen können. Nach The Mission, welche dunklen Gothic-Underground-Sound aus der frühen Szene-Zeit wieder zum Leben erweckten, wurde die Halle noch einmal so brechend voll das der Hallen-Innenbereich abgesperrt werden musste. Ein Umstand der VNV-Nation zu verdanken war und den Mastermind Ronan Harris auch zu würdigen wusste. Mit einem grandiosen VNV-typischen Finale und einer komplett mitsingenden Halle endete das erste Amphi- Festival in der Lanxess-Arena.

Wie ist das Fazit der Veranstaltung in der neuen Location?

Sicher hatte der erste Tag etwas von einer Messe-Atmosphäre oder dem Gedränge im Fußballstadion. Doch eine Musikveranstaltung, die gleichzeitig auf dem Tanzbrunnengelände stattfinden sollte, wurde komplett abgesagt. Das erging anderen Festivals an diesem Wochenende auch so. Also hatten wir doch im Grunde Glück! Und der zweite Tag brachte auch wieder Festivalfeeling wie man es gewohnt ist – viel Platz draußen, überall verstreut Leute treffen, Händler besuchen und verschiedenste Musik hören. Sicher wird es für die Händler ein schlecht gelaufenes Event gewesen sein, da sie nur die Hälfte der Zeit zum Verkauf hatten. Vielleicht kann man sich an die Arena als Veranstaltungsort gewöhnen. Sie ist nun definitiv Unwettererprobt und das wird auch in Zukunft nicht zum Totalausfall eines Festivals führen, wenn der Sommerhimmel wieder zusammenbrechen sollte. Es gibt ausreichend Sitzplätze von denen man auch Bands noch gut sehen kann wenn man schon Fußlahm ist und ausruhen muss. Von gemütlichen Lounges hat man einen guten Blick in die Halle und kann dort in kleiner Runde ein persönliches und besonderes Amphi Festival zelebrieren. Also insgesamt war es ein gelungenes Event und das nächste Jahr ist schon in meinem Kalender eingetragen…


Samstag













Sonntag