Burgfolk 2005

Am 24.7. suchten wir uns einen Weg durch die unendlichen Autobahnen des Ruhrpotts nach Mülheim an der Ruhr.
Hier fand zum wiederholtem male das Burgfolk statt, was wir dann doch noch pünktlich erreichten, trotz der sehr verwirrenden Straßenführung.

Das Wetter gab sich bedeckt, doch zum Glück regnete es nicht.
Schon am Anfang war der Burghof recht gut besucht.
Unterschiedliches Publikum flanierte dort umher, mittelalterlich Gekleidete, Schwarzvolk und „Bunte“ mischten sich fröhlich durcheinander.

Den Anfang auf der Bühne machten Cromdale mit einer explosive Mischung aus modernem Rock und Celtic Folk. Als ob sie noch immer 18 wären gaben sie gleich 110% und das bei einer schon sehr hohen Besucherzahl für die erste Band des Tages. Mit Akkordeon, Bass, Schlagzeug, Violine, Mandoline, Gitarre und Gesang machten sie ordentlich was her. Zu „Herr Mannelig“ gabs dann noch eine Extraeinlage mit brennenden Schlagzeug Stiks und einer Flöte. Letztere wurde von einem Gastspieler (Colin Goldie) mitgebracht, welcher einigen Liedern eine schöne extra Note verpasste. Den Sensemann hatten sie auch im Gepäck, dieser wollte anscheinend die Seele von Sänger Thomas Senge. Zum Schluß flogen dann noch die Schellen von Mann zu Mann, mit Beifall von den Zuschauern natürlich.
Als nächstes brachten 44 Leningrad den Russian Speed Folk mit. Ein kleiner Plastik Pinochio stellte die Galions Figur des Schlagzeugs dar was ordentlich geprügelt wurde (nicht die Figur ;-). Außerdem mit dabei waren Schifferklavier, Trompete, Gitarre und Bass. Die meisten Lieder sang die Band auf russisch, deutsche Texte gab es aber auch.
Es wurde viel geschunkelt und getanzt, besonders ein Tanz den die Band vortanzte und viele Zuschauer begeistert nachahmten.
Ein besonderes Instrument gab es auch noch zu bewundern, leider weiß ich den Namen nicht mehr. Angeblich wurde es als Flussfahrzeug ersteigert bis sich jemand gefunden hat der darauf spielen konnte, na so was ;-) Da kamen dann tatsächlich brauchbare Töne raus.
Das letzte Lied kam ziemlich überraschend für die Band, da die Techniker mitteilten dass keine Zeit mehr wäre…
Ganz viel Nebel wünschten sich Elane zu ihrem Auftritt herbei, den bekamen sie dann auch.
Wobei es Sängerin Joran dann vielleicht doch zu viel Nebel war so das sie erstmal mit den Händen wedeln musste um etwas Luft zu bekommen…. Zu hören gab es dunklen Folk mit leichten Melodien und einer sehr schönen Gesangsstimme. Insgesamt bestimmten langsame Lieder und nur leichte Bewegung das Programm, eher zum Träumen als zum wild drauflos tanzen. Joran gab sich sehr ernst beim Singen, konnte sich aber ein erfreutes Lächeln dennoch nicht verkneifen wenn sie den berechtigten Applaus bekam. Aushilfs Geiger Simon hatte dagegen nicht ganz so viel zu tun, er spielte nur wenige Lieder mit. Insgesamt hätte man sich vielleicht etwas mehr Bewegung oder Interaktion vom Rest der Band gewünscht, was aber gewiss schwer bei solchen Liedern umzusetzen ist. Es durfte zum Schluss noch ein extra Lied gespielt werden…den Grund findet Ihr in den nächsten Zeilen.
Als nächstes hätten Potentia Animi spielen sollen, doch stattdessen stand nun Michael Bohnes auf der Bühne und verkündete dass die Mönche im Stau stecken geblieben sind und deshalb als nächstes Faun spielen werden.
Kleine Startschwierigkeiten gab es mit dem Ton bei Faun, Oliver Pade hatte keinen Dudelsack im Ohr, der passte dort wohl nicht mehr rein ;-)
Sie spielten vor viel Publikum welches ihre Band sogleich lautstark begrüßte. Nicht nur für die Ohren ein Genuss auch für die Augen, kein Wunder bei der Vielfalt an Instrumenten die da geboten wurde, bestimmt über dreißig verschiedene. Auch konnte man sehen dass die Musiker Spaß bei ihrem Auftritt hatten wie sie da so fröhlich über die Bühne tanzten. Sie sangen ein Lied vom Wasser was sie selbst nicht verstehen und eins aus dem Jahre 1200 welches sie selbst geschrieben haben… An Titeln gab es z.B. Andro, Tagelied, Sirene und Wind & Geige. Schließlich forderten sie die Zuschauer zum tanzen auf. An den kleinen Fingern sollten sie sich festhalten und auch noch gut dabei aussehen, funktionierte ganz gut. Am Ende gab es dann sehr zur Freude der Fans eine geforderte Zugabe.
Endlich aus dem Stau heraus betraten Potentia Animi die Bühne. Schon beim Soundcheck alberte die kleine Truppe herum und sorgte für einiges Gelächter, gar nicht so fromm wie die Kutten den Anschein machten. Anfangs versteckten sie sich hinter Gummimasken die sie sehr skurill aussehen ließen. Unzüchtige Lieder gaben sie zum Besten, tanzbar und unterhaltsam. Zwischendurch entlockten sie den Zuschauern immer mal wieder ein „Halleluja“, klappte mit der Zeit auch immer besser. Bruder Nachtfraß bekam nebenbei noch mal schnell einen schicken neuen Namen verpasst, nämlich Bruder Quarksuppe.
Eigentlich sorgten die Brüder immer für kleine Lacher, deshalb kann man schon fast sagen das ganze hatte mehr von einer Comedy-Show mit Musikeinlage. Es war jedenfalls ein Auftritt mit viel Stimmung und Elan, so zerbrach z.B. Bruder Liebe einen seiner Sticks beim trommeln. Uns hat es gut gefallen, mal was ganz anderes als das was man sonst zu sehen bekommt.
Weiter gings mit Fiddler´s Green. Ein „Untier“ (André ) mit Schafskopf stürmte auf die Bühne und „trommelte“ eine Runde eindrucksvoll herum. Lustig ging es auf der Bühne zu, mit Irish Independent Speedfolk heizten die Jungs ihrem Publikum ein. Bei Geige, Bouzouki, Akkordeon, Tin-Whistles, Bodhran, Gitarren, Bass, Schlagzeug und mehrstimmiger Gesang in der richtigen Mischung kein Wunder.
Sogar das Rotze Kreuz tanzte neben der Bühne mit! Außerdem wurden Faun noch einmal auf die Bühne geladen um zu tanzen, was sie natürlich nicht ablehnten. Des weiteren war auch Colin wieder auf der Bühne bei einigen Liedern wiederzufinden und unterstütze die Band mit seinen Flötenklängen.
Eine Aktion fanden wir übrigens nicht so dolle: Das „Untier“ schüttete einen vollen Wassereimer in die Menge und durchnässte diese ziemlich. Im Sommer mag das ja eine nette Aktion sein, wenn es heiß ist und die Zuschauer eine Abkühlung brauchen. Bei den an diesem Tag herrschenden Temperaturen rief das allerdings sicherlich die ein oder andere Erkältung auf den Plan. Naja ansonsten war es ein wirklich schöner Auftritt, ein Konzert der Fiddler´s sei daher jedem mal ans Herz gelegt.
Nun war es Zeit für die letzte Band und gleichzeitig natürlich Hauptact des Abends: Corvus Corax. Der Bereich vor der Bühne wurde zunehmend enger, alles stürmte nach vorn um sich einen guten Platz zu sichern. Die Könige der Spielleute machten ihrem Namen alle Ehre und legten los was das Zeug hält.
Mit dabei Dudelsack, Schalmei, Drehleier, Davul, Pauke, Trommeln, Becken, Gongs und noch viele weitere Instrumente die sehr interessant anzusehen waren. Bei den kraftvollen Liedern gab es für das Publikum kein halten mehr und es wurde ordentlich getanzt und gesprungen.
Es ist schon wirklich ein imposantes Schauspiel wenn die Truppe in Ihren Kostümen und Instrumenten über die Bühne flitzt und ordentlich „Druck“ macht. Eigentlich hätten sie um 22 Uhr aufhören sollen zu spielen, doch sie gaben mehrere lange Zugaben so das es doch weit nach 22 Uhr wurde. Den Fans war das sehr recht und so feuerten sie ihre Band weiter an.
Bleibt nur noch zu sagen dass es ein gelungener Tag war, der uns lange im Gedächtnis bleiben wird. Gerade in dieser tollen Location der Burg kommt der Folk noch mal so gut rüber. Das Wetter hat bis auf einen kleinen Regenschauer durchgehalten und es war trocken, wenn auch nicht warm. Nächstes Jahr werden wir sicherlich wieder mit dabei sein!

Jessica & Benjamin von Black-Fascination